Das Weingut in der Stadt Klosterneuburg zählt zu den ältesten und traditionsreichsten Weingütern Österreichs. Die Entstehung des Stiftes Klosterneuburg geht auf den Babenberger-Markgraf Leopold III. (1073-1136) zurück, der im Jahre 1113 seine Residenz nach Klosterneuburg verlegte und 1114 das Stift gründete. Im Jahre 1133 berief der Herrscher die Augustiner-Chorherren nach Klosterneuburg, die dann über Jahrhunderte das Stift zu einem Zentrum der Religion, der Wissenschaft, der Kultur und auch des Weinbaus ausbauten. Wein wurde schon im Mittelalter in viele Länder exportiert, war weithin berühmt und das Stift bekam vom Volk den Namen „Zum rinnenden Zapfen“. Im Jahre 1330 brach ein großer Brand aus, der die halbe Stadt zerstörte. Das Löschwasser ging langsam aus und die Mönche begannen eimerweise Messwein zum Altar zu schleppen. Mit dem kostbaren Nass konnte schließlich der Brand gelöscht werden. Beim Herannahen der Türken 1683 wurden aus dem Stiftskeller 6.000 Eimer Wein (rund 360.000 Liter) nach Bayern in Sicherheit gebracht. Ab dem 24. August belagerten 13.000 Türken unter ihrem Oberbefehlshaber Kara Mustapha (~1630-1683) die Stadt. Chorherr Wilhelm Lebsaft öffnete das Stiftskeller-Tor und begann Wein an die Verteidiger auszuschenken. Diese wurden dadurch motiviert und gestärkt und es gelang ihnen, den Angriff abzuschlagen. Auf Grund der rigorosen Kirchenreformen unter dem Habsburger Kaiser Joseph II. (1741-1790) reiste im Jahre 1782 Papst Pius VI. (1717-1799) nach Wien, um mit dem Kaiser über die Rücknahme dieser Maßnahmen zu verhandeln. Auf dem Weg besuchte er am 20. April auch das Stift Klosterneuburg und es wird berichtet, dass der kredenzte Wein sein Wohlgefallen fand. Kaiser Napoleon (1769-1821) weilte zweimal im Stift. Am 2. Dezember 1805 besiegte er in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz die Truppen der Österreicher und Russen. Danach rückten die Franzosen in Klosterneuburg ein. Am 20. Dezember besuchte Napoleon den Weinkeller; man kredenzte ihm einen „alten Österreicher“. Er lobte ihn mit den Worten, „dass dieser dem Rheinwein nicht unähnlich sei“. Im Jahre 1809 besetzte Napoleon zum zweiten Mal Wien und zog vorher wieder in Klosterneuburg ein. Seine Soldaten plünderten dabei aus dem Stiftskeller genau 8.241 Eimer besten Weines. Sie zapften auch das berühmte „Tausendeimer-Fass” an, das seit 1711 zur Aufnahme des Zehentweines diente. Die Franzosen betranken sich tagelang und ließen den Rest auslaufen. Danach wurde das Fass nie mehr gefüllt, sondern nur mehr zum bekannten Fasslrutschen verwendet. Damals bewirtschaftete das Stift alleine in Klosterneuburg insgesamt 1.200 Hektar Rebfläche. Heute sind es „nur“ mehr rund 100. Daran ist vor allem die Reblaus schuld, die in Klosterneuburg Ende des 19. Jahrhunderts relativ spät zuschlug und viele Weingärten vernichtete. Der Wein wurde damals großteils aus der (heute noch in kleinen Mengen kultivierten) Rebsorte Österreichisch-Weiß gewonnen. Das heutige Weingut Stift Klosterneuburg ist in Besitz der Augustiner Chorherren mit dem Stiftsprobst Prälat Bernhard Backovsky als größte private Weingutsbesitzer Österreichs. Der Betrieb wird vom Geschäftsführer Dr. Wolfgang Hamm geleitet, der von Kellermeister DI Martin Muschlin und Weingartenmanager Johannes Steurer unterstützt wird. Die Weingärten umfassen 108 Hektar Rebfläche in den Gemeinden Klosterneuburg (Franzhauser, Steinriegel, Hengstberg, Ziegelgrub), dem zu Wien zählenden Kahlenbergerdorf (Altweingarten, Jungherrn, Nußberg, Raflerjoch), Gumpoldskirchen (Hofpoint, Wiegen) und Tattendorf (Stiftsbreite im Alleinbesitz mit 40 ha St. Laurent). Sie sind somit über die drei Weinbaugebiete Thermenregion, Wagram und Wien verstreut. Es werden die Rotweinsorten St. Laurent, Zweigelt, Blauburgunder, Blaufränkisch, Cabernet Sauvignon und Merlot, sowie die Weißweinsorten Grüner Veltliner, Riesling, Chardonnay, Weißburgunder, Traminer, Rotgipfler, Sauvignon Blanc, Zierfandler, Neuburger und Welschriesling kultiviert. Um auf die unterschiedlichen Lagen einzugehen und noch höhere Qualität zu erreichen, wurde ein eigenes Weingartenprogramm erarbeitet. Es besteht aus vielen, gezielten Maßnahmen zur Bodenvitalisierung (Begrünung, Rückführung Trester), individuelle Laubpflege zur Erhöhung der Artenvielfalt, sowie die Erforschung und Erhaltung alten Rebmaterials. Das Stift Klosterneuburg ist das erste Weingut, welches auf CO2-neutraler Basis produziert und gilt somit als Vorreiter in Sachen Klimaschutz. Im unter Kaiser Karl VI. (1685-1740) errichteten vierstöckigen Kellergewölbe bis in eine Tiefe von 36 Metern unter dem Stiftsplatz und bis zu sieben Metern dicken Mauern werden die Weine gekeltert und gelagert. Im Jahre 2007 wurde die neu etablierte Rotweinverarbeitung und 2008 eine neue Abfüllanlage in Betrieb genommen. Die Vinifikation wird genau auf die jeweilige Sorte und Farbe abgestimmt. Mittels computergesteuerter Gärung werden die Weißweine werden langsam und kühl vergoren, um die sortentypische Aromenausbildung und Frische zu betonen. Die Rotweine werden etwas wärmer vergoren um so eine optimale Farb- und Gärstoffauslaugung zu erreichen. Die Weine werden in zwei Linien produziert. Die Stiftsweine stammen immer aus einem Weinort und repräsentieren die typische österreichische Fruchtigkeit. Sie sind am Etikett durch das Stiftswappen zu erkennen. Die Lagenweine stammen aus den besten Trauben einzelner Spitzenrieden. Diese lagerungsfähigen Weine sind durch eine am Etikett enthaltene stilisierte Weinranke zu erkennen. Die Stiftsweine werden mit Drehverschluss, die weißen Lagenweine mit Glasverschluss und die roten Lagenweine mit Naturkorken verschlossen. Das absolute Aushängeschild des Hauses ist der St. Laurent Ausstich aus der Riede Stiftsbreite in Tattendorf, der aus den besten Fässern eines Jahrgangs selektiert wird. Dieser Rotwein wird im großen Holzfass ausgebaut und im Stifterl (0,25 l) sowie verschiedenen Großflaschen abgefüllt. Es werden auch Edelbrände (Trester, Obst, Wein), flaschenvergorene Sekte sowie naturtrübe und sortenreine Obstsäfte produziert.